Innerlich Leeren – Raum für Neues schaffen

Oft tragen wir in uns eine Fülle von Gedanken, Überzeugungen und Emotionen, die wie Wasser in einer überlaufenden Tasse Tee wirken. Wir sehnen uns nach frischem Wissen, nach neuen Einsichten und Erfahrungen. Doch solange wir innerlich "voll" sind, finden diese Erneuerungen keinen Platz. Die Lehren der Kabbala und des Buddhismus erinnern uns daran, wie kraftvoll es sein kann, innerlich erst einmal loszulassen, um offen und aufnahmebereit zu werden.

In unserer modernen, oft hektischen Welt neigen wir dazu, unser Inneres ständig mit Eindrücken, Aufgaben und Verpflichtungen zu füllen. Doch diese Fülle ist oft ein trügerischer Zustand: Anstatt uns zu bereichern, wird unser Geist überladen, und unsere Fähigkeit, wahre Erkenntnis zu empfangen, nimmt ab. Die spirituelle Kunst des innerlichen Leerens lädt uns ein, diesen Kreislauf bewusst zu durchbrechen und Raum für das Wesentliche zu schaffen.

 

Die Tasse, die nicht überläuft

 

Die bekannte Metapher der überlaufenden Tasse Tee verdeutlicht diesen Zustand: Möchte man neuen Tee einschenken, muss man zuerst den alten, überflüssigen Rest ausleeren. Nur so kann der frische, belebende Tee seinen Geschmack und seine Wirkung entfalten. Ähnlich verhält es sich mit unserem Geist. Wenn wir Neues lernen oder tiefer in die spirituelle Praxis eintauchen möchten, ist es wichtig, erst einmal in uns selbst aufzuräumen und Altes loszulassen.

 

Doch wie sieht dieses „Innere Leeren“ konkret aus?

 

Es bedeutet, bewusste Pausen einzulegen, die Stimme des Geistes zu beruhigen und uns selbst die Möglichkeit zu geben, einfach zu sein – ohne Erwartungen und ohne Druck. Indem wir uns leer machen, schaffen wir einen Zustand der Empfänglichkeit. In der Kabbala nennt man diesen Zustand „Zimzum“ – das Zurücktreten, das Freiraum schafft für die göttliche Weisheit. Der Buddhismus spricht von „Shunyata“, der Leere, die gleichzeitig die Essenz allen Seins ist.

 

Loslassen – Der Weg zum inneren Raum

 

Innerlich leer zu werden bedeutet auch, unsere Erwartungen, Vorurteile und festgefahrenen Meinungen loszulassen. Oft hängen wir an Vorstellungen fest, die unser Denken und Fühlen einschränken. Diese inneren Anhaftungen sind wie unsichtbare Mauern, die den Raum in uns immer kleiner werden lassen. Doch je mehr wir loslassen, desto mehr Weite schaffen wir in uns selbst. In dieser Weite kann Neues entstehen.

Der Prozess des Loslassens erfordert Mut und Vertrauen. Mut, sich selbst und den inneren Frieden zu begegnen, ohne die ständige Beschäftigung des Verstandes als Ablenkung. Vertrauen, dass der Moment der Stille und Leere uns nicht leer zurücklassen wird, sondern erfüllt mit Klarheit und Offenheit.

 

Empfangen, was das Leben uns schenken möchte

 

Wenn wir diesen inneren Raum schaffen, können wir wie ein unbeschriebenes Blatt sein – bereit, die neuen Lektionen des Lebens aufzunehmen. Die Leere ist kein Zustand des Mangels, sondern der Fülle in ihrer reinen, potenziellen Form. Wir öffnen uns für das, was wirklich wichtig ist, anstatt uns in Gedanken und Informationen zu verlieren, die uns nicht weiterbringen. In dieser Offenheit beginnt die wahre Transformation.

Indem wir uns innerlich leeren, bereiten wir uns auf die Wunder des Lebens vor. Wir werden empfänglich für das, was jenseits unserer momentanen Vorstellungskraft liegt – für die spirituellen Weisheiten der Kabbala, die Botschaften des Lebens und die tiefe, unendliche Stille, die im Kern unseres Seins schlummert.

 

Ein achtsamer Beginn

 

Vielleicht möchtest du diesen Weg des inneren Leerens in deinem Alltag praktizieren. Beginne mit kleinen Momenten der Stille, in denen du dich bewusst leer machst und tief atmest. Beobachte deine Gedanken und lasse sie wie Wolken vorbeiziehen, ohne an ihnen festzuhalten. Erlaube dir, diesen inneren Raum für das Neue und Unbekannte zu öffnen.

Lass uns immer daran denken: Es ist nicht das, was wir ansammeln, das uns bereichert, sondern das, was wir loslassen. In der Leere liegt das Potenzial für wahre Fülle, und in der Offenheit liegt der Schlüssel zu tiefem Wissen und Weisheit.

 

In tiefer Achtsamkeit und Freude am Leeren, Melanie 💫

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